St. Jost, Blatten: Restaurierung eines grossformatigen Deckengemäldes

Sehr grosse Gemälde sind eine besondere Herausforderung für die Restaurierung: Abnahme, Transport, Restaurierung und anschliessende Montage erfordern nicht nur umfassende Fachkenntnisse, sondern auch die entsprechenden Gerätschaften und Ateliereinrichtungen.

Die Wahlfahrskapelle St. Jost geht auf eine Votivkapelle zurück, die Ende des 14. Jahrhundert gebaut wurde. Im Laufe der Jahrhunderte veränderte sich die Kapelle kontinuierlich bis etwa 1800. Ab 1800 wurde das Gebäude nur noch instandgesetzt und restauriert.
Die Leinwand des grossformatigen Deckengemäldes war, bis auf wenige kleiner Löcher, in einem guten Zustand. Problematisch waren der Spannrahmen, der einige Schwachstellen aufwies sowie die Spannung des Gemäldes. Das Gemälde hing stark durch, vereinzelt hatten sich Spannnägel gelöst. Das Durchhängen wurde noch durch herabfallende Putzstücke verstärkt, die als zusätzliche Last auf der Gemälderückseite lagen. Die Putzdecke des Chorgewölbes musste unbedingt stabilisiert werden, hierfür musste das Gemälde abgehängt und demontiert werden. Die Malschichtoberfläche war stark verrusst und es lagen Malschichtverluste und Schollenbildungen vor.
Nach der Demontage des Deckengemäldes wurde das Ausmass des Schadens am Spannrahmen sichtbar. Dieser war an diversen Stellen angebrochen und die Überblattungen waren defekt. Das abgespannte Gemälde wurde auf einer Rolle mit 60 cm Durchmesser aufgerollt. Der Spannrahmen wurde instandgesetzt und verstärkt. Vorhandene Löcher und Risse im Gemälde wurden rückseitig geschlossen. Lose Malschichtpartien wurden gefestigt. Fehlstellen wurden mit einem eingefärbten Kreide/Leim Kitt gekittet und mit Schellack isoliert. Die Kittstellen wurden mit Trockenpigmenten retuschiert, als Bindemittel wurde eine Acrylemulsion verwendet. Vor Ort, in der Kirche, wurde das Gemälde nach der Restaurierung aufgespannt und montiert.
Leinwandgemälde sollten nach Möglichkeit nicht gerollt werden, beim Rollen kann es zu Malschicht-Stauungen und Malschicht-Quetschungen kommen. Grossformatige Gemälde lassen sich jedoch oftmals nur in gerollten Zustand transportieren. Entscheidet man sich für das Aufrollen, sollte nach Möglichkeit eine Rolle mit einem Durchmesser von mindestens 50 Zentimetern verwendet werden, um Stauungen und Quetschungen an der Malschicht zu vermeiden.
STANDORT
Kapelle St. Jost, Luzernerstrasse 2, 6102 Blatten, Malters 
DATIERUNG
1755, Jacob Carl Stauder (* 1694, †  1756)
LEISTUNG
Konservierung und Restaurierung 
GESCHICHTE
Ende des 14. Jahrhundert Bau einer Votivkapelle 
1483 Abriss der Votivkapelle 
1511 Weihe der neue Kapelle mit drei Altären 
1630 diverse kleine Umbauten 
1708 Neugestaltung des Kircheninneren 
1755 bis ca. 1800 erneute Umgestaltung des Innenraums
1960 Restaurierung durch E. Eckert
2011 Gesamtrestaurierung 
AUSFÜHRUNG
2011