Villa Patumbah, Zürich: Grossflächige Ergänzung am Deckengemälde im Treppenhaus

Nicht immer sind historische Bildquellen, Skizzen oder Pläne für eine originalgetreue Rekonstruktion vorhanden. In der Villa Patumbah waren grossflächige Fehlstellen zu ergänzen, was kunsthistorisches Fachwissen und stilistisches Gespür der Ausführenden erforderte.

Die 1885 gebaute und ausgemalte Villa Patumbah ging um 1910 in den Besitz des Diakoniewerks Neumünster über. Im Auftrag der Diakonie wurden wahrscheinlich mehrere Sanierungen im Inneren durchgeführt, wobei die bauzeitliche Dekorationsmalereien weitgehend überstrichen wurden. 2009 ging die Villa in den Besitz der Stiftung Patumbah über, welche sich zum Ziel gesetzt hatte, das Gebäude in seinen bauzeitlichen Zustand zurückzuführen.
Die Decke im Treppenhaus war mehrfach überstrichen und mit einem feinen Gewebe überklebt. Erste Freilegemuster aus der Untersuchungsphase liessen den Schluss zu, dass eine Dekorationsmalerei auf Ölfarbenbasis unter den jüngeren Anstrichen liegt.
Nach Abnahme des Gewebes wurden mittels Lösemittelkompressen die jüngeren Fassungen angequollen und mechanisch entfernt. Nach Abnahme der jüngeren Farbschichten konnte der Zustand der bauzeitlichen Dekorationsmalerei untersucht werden. Neben einer grossen Schadstelle lagen eine Vielzahl von kleineren Fehlstellen in der Malerei vor. Diese wurden mit Acrylfarbe retuschiert. Danach wurde intensiv über die Integration der grossen Schadstelle diskutiert. Eine Rekonstruktion war nicht möglich, da keine archivalischen Aufzeichnungen zur Deckengestaltung vorlagen. Schlussendlich wurde entschieden, dass die bauzeitliche Idee der Illusion des «Blicks in den Himmel» rekonstruiert werden sollte. Es wurden mehrere Entwürfe für die Integration erstellt und schliesslich die Form eines ausladenden Beckens und die Verjüngung nach oben zu den beiden Putten als Eckpunkte für den Neuentwurf gesetzt. Aus ver-schiedenen Vorschlägen wurde das Kaskadenbrunnenmotiv für die Integration gewählt. Nach Erstellen eines 1-zu-1-Entwurfs auf Papier wurde die illusionistische Dekorationsmalerei vollumfänglich ergänzt.
STANDORT
Zollikerstrasse 128, 8008 Zürich
DATIERUNG
1885
LEISTUNG
Rekonstruktion, historische Maltechnik und Vergoldung
AUSFÜHRUNG
2013